Grünland/Offenland

Auch auf der Baar fand der Wechsel von der Jäger- und Sammler-Tradition zum sesshaften Menschen mit festen kultivierten Flächen statt. Zeugen der ackerbaulichen Landwirtschaft auf der Baar reichen bis über 5.000 Jahre in die Vergangenheit zurück. Die ehemals prächtig entwickelten Tannen-Buchenwälder fielen der Rodung zum Opfer, aus ihnen entstand die halboffene Kulturlandschaft.

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Intensivgrünland mit 711 ha und Acker mit 64 ha bilden zusammen etwa die Hälfte der Offenlandflächen des Projektgebietes (Moore sind hier ausgeschlossen). Die andere Hälfte setzt sich aus artenreichen und naturschutzfachlich hochwertigen Grünländern von feuchten bis nassen Standorten sowie Röhrichten und Hochstaudenfluren zusammen.

In den rund 1.500 ha Offenland finden sich unterschiedlichste Lebensräume mit einer beachtlichen Anzahl an Arten die auch auf der Roten Liste stehen.

Grünland im Fördergebiet Brigachtal.
Grünland im Fördergebiet Brigachtal.

Die Grünländer des Projekts

Die Offenlandbiotope lassen aus Naturschutzsicht kaum Wünsche offen. So finden sich auf der Baar magere Flachlandmähwiesen, Feucht- und Nasswiesen, Röhrichte und Großseggenriede.

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Die wechselfeuchten Pfeifengras-Streuwiesen stellen hier aufgrund ihres Artenreichtums eine Besonderheit dar. Auch die Thymian-Torfschwingelrasen zeichnen sich durch das Vorkommen einer Vielzahl seltener Tier- und Pflanzenarten aus; mit der Busch-Nelke (Dianthus sylvaticus), dem Kleinen Heidegrashüpfer (Stenobothrus stigmaticus) und Warzenbeißer (Decticus verrucivorus).

In den Trollblumen-Bachkratzdistel-Wiesen sind neben den namengebenden Arten auch Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), die seltene Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) und die noch seltenere Schachblume (Fritillaria meleagris) zu finden.

Auch für die Avifauna bieten diese Wiesen ein attraktives Zuhause. Zusammen mit den Streuwiesen und Kleinseggenrieden sind sie besiedelt von Bodenbrütern wie Braunkehlchen (Saxicola rubetra), Grauammer (Miliaria calandra), Wachtelkönig (Crex crex), Bekassine (Gallinago gallinago) und Kiebitz (Vanellus vanellus).

Ein extensiv genutztes und artenreiches Grünland im Fördergebiet Baaralb bei Geisingen.
Ein extensiv genutztes und artenreiches Grünland im Fördergebiet Baaralb bei Geisingen.

Röhrichte und Großseggenriede

Eine zentrale und naturschutzfachlich hochwertige Bedeutung für den Biotopverbund kommt den Großseggenrieden zu. Zum Teil sind diese aus ehemaligen Nass- und Streuwiesen hervorgegangen und können dadurch noch artenreich ausgeprägt sein.

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Beispiele hierfür sind die Steifseggenriede (Caricetum elatae) und Wunderseggenriede (Caricetum appropinquatae). Neben dem Beherbergen von Bodenbrütern weisen sie eine Vielzahl von gefährdeten Tier- und Pflanzenarten auf: den Blauschillernden Feuerfalter (Lycaena helle), das Spatelblättrige Greiskraut (Tephroseris helenitis) und den Blauen Sumpfstern (Swertia perennis).

Röhrichte in der Verlandungszone von Stillgewässern sind kleinräumig weit verbreitet. In den Röhrichten finden sich eine Reihe beachtenswerter Arten wie Scheinzyperngras-Segge (Carex pseudo-cyperus) und Straußblütiger Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora) sowie Brutvorkommen von seltenen Wasservögeln wie Krickente (Anas crecca) und Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis).

Zum Teil extensiv genutztes Grünland mit Seggen und Hochstauden im Fördergebiet Mönchsee-Rohrmoos.
Zum Teil extensiv genutztes Grünland mit Seggen und Hochstauden im Fördergebiet Mönchsee-Rohrmoos.

Zielsetzung

Extensiv bewirtschaftete bzw. gepflegte Grünlandbestände sind Habitatflächen für eine Vielzahl von Zielarten des NGP. Besonders hervorzuheben sind Streuwiesen, die deutschlandweit stark zurückgegangen sind und nur noch eine geringe Verbreitung aufweisen.

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Ein Schwerpunkt befindet sich im Fördergebiet Birkenried-Mittelmeß und im Aitrachtal. Teilweise liegen die Bestände brach und müssen durch Pflegemaßnahmen reaktiviert werden.

Artenreiche Feuchtwiesen waren noch vor wenigen Jahrzehnten die vorherrschenden Grünlandgesellschaften in den offenen Flusstälern von Breg, Brigach und Aitrach, sowie in den Randbereichen der größeren Moore.

Die heute noch vorhandenen ein- bis zweischürigen Heuwiesen unterliegen weiterhin einem schleichenden Verlust an wertgebenden Arten.

Ziel des Projektes ist es, diesen Artenschwund aufzuhalten, indem die ursprünglich hohe Qualität der Biotope wieder erreicht und erhalten und gleichzeitig die Verwertbarkeit des Mähgutes nicht weiter verschlechtert wird.

Maßnahmen

Artenreiche und typische Glatthaferwiesen werden meist nur ein- bis maximal zweischürig gemäht. Grünlandbestände, die entweder auf trockenen oder nassen Standorten wachsen, sollen nur einmal im Jahr gemäht werden. Die meisten dieser Flächen sind aktuell als Magerwiesen, Streuwiesen oder Seggenriede ausgebildet. Bei jenen Lebensräumen ist eine späte Mahd im Sommer die optimale Pflegeform.

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Die ein- bis zweischürige Mahd mit und ohne Erhaltungsdüngung stellt die typische Maßnahme zur Erhaltung von artenreichem Grünland dar. Mit einer angepassten Düngung kann das Artenspektrum einschließlich entsprechender Habitatstruktur von Magerwiesen oder Feuchtgrünländern dauerhaft erhalten oder wieder hergestellt werden.

Wichtig ist zudem die Aufnahme von brach gefallenen und verbuschten Flächen in die extensive Nutzung. Auch wenn einige Arten von Brachestadien profitieren Braunkehlchen (Saxicola rubetra), Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle), ist mit verbrachender Entwicklung auch immer ein Rückgang der Artenvielfalt verbunden.

Von besonderem Wert sind zudem Maßnahmen, die nur Teile der Flächen betreffen oder als ergänzendes Medium in die Grünlandpfl ege integriert werden sollten. Als klassisches Beispiel können rotierende Brachestreifen genannt werden, die vor allem für die Insektenwelt nach einer Mahd den lebenswichtigen Rückzugsort gewährleisten.

Bei der extensiven Nutzung wird spät und in der Regel maximal zweimal im Jahr gemäht.
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